Dienstag, 23. Dezember 2008

Auf ein neues....

... oder so ähnlich. Leider, leider, leider sind wir seit gestern wieder in der Klinik, denn der Kleine hat ein Rezidiv. Wenn ich es irgendwie schaffe, möchte ich versuchen hier ein wenig darüber zu berichten. Nicht nur für die die es interessiert, Nein, in erster Linie für mich und uns. Wir haben von unsrem ersten Aufenthalt hier (Sept 2005 - Mai 2006) leider kaum Dokumentationen, was ich heute sehr schade finde, vielleicht klappts ja diesmal besser.
Ja, die grosse Frage die alle stellen, sagen, denken,... lautet natürlich:"Warum?!?" Und manch einer meint es ethisch, religios oder einfach medizinisch:
Ich möchte medizinisch und ethisch antworten: Irgendwo in diesem kleinen Körper hat warscheinlich nur eine einzige Krebszelle die letzte Chemo überlebt, wurde 14 Monate nach Ende der Dauertherapie "aktiviert" und begann sich wild zu vermehren. Was bringt es mir zu fragen "Warum?" Krankheiten gehören zum Leben, genau wie geboren werden und sterben, und nicht alles im Leben ergibt einen Sinn, noch hat das Leben Anspruch darauf in jeder Situation Sinn zu ergeben.
Falls man irgendwann die Kraft hat nach dem "Wozu" zu fragen, öffnet das einem die Türe was Gutes draus zu lernen. Dafür kann man dankbar sein, aber man sollte es nicht erwarten.
Ich denke das ist eine Einstellungsfrage, und das ist meine Einstellung.

Also fang ich mal ganz von vorne an:
Vorgestern (Sonntag 21.12.) ist mir aufgefallen das er einen unschönen, viel zu grossen blauen Fleck an der Hüfte hat. Da er weder gestürzt ist noch sich anderweitig weh getan hat war ich schon etwas beunruhigt, zumal mal in dem Hämaton ein Knoten erfühlen liess.

Am Montag (22.12) morgen bin ich gleich zur Kinderärztin, die uns wiederrum in die Klinik zur Blutbildkontrolle geschickt hat. Ja, das Blutergebnis kam, knallhart: 20.000Leukos, die Hälfte davon Blasten (bösartige Krebstzellen). "Tja Frau R., sieht so aus als hätte er ein Rezidiv", hat der Arzt gesagt. Und das erste was man denkt ist: Das ist ein Alptraum, ich wache bestimmt bald auf und alles ist vorbei, es ist bestimmt nur ein Traum.

Ein Satz mit X - das war wohl nix. :-(

Wir wurden dann sofort auf der altbekannten Station aufgenommen, Infusionen angelegt und eine Knochenmarkspunktion in der Hüfte durchgeführt. Abends um 22 Uhr kamen die Ergebnisse und das ausführlichere Arztgespräch: Welches Therapieprotokoll in Frage kommt, welche Chemo wann zum Tragen kommt, usw.... Praktisch sieht es so aus das wir ein halbes Jahr Chemo haben, dann Bestahlung und schliesslisch Transplantation. Wenn alles gut läuft kann der kleine auf Ende des Jahres wieder in den Kindergarten. Das ist der grobe Plan im besten Fall, der schlimmste Fall ist natürlich das was keiner denken oder gar aussprechen mag.
Ich habe die Nacht kaum geschlafen, da gehen einem so viele Gedanken durch den Kopf, und was diesmal gut aber schmerzhaft ist: Ich habe Gefühle. Ich funktioniere hier nicht nur, ich lebe auch noch, und das ist gut. Ich "lebe" trotz PTBS, habe noch keine grösseren "Heulkrämpfe", Hyperventilations-Backflash's oder sonstwas gehabt. Bin soooo stolz auf mich. Aber dennoch, mein schlimmster Alptraum ist wahr geworden.

Heute, 23.12.: Wir haben uns um 8 Uhr unsanft aus dem Bett gequält weil die Krankenschwester das übliche Morgenprozedere durchezogen hat: Licht an, Blutdruck messen, Temperatur messen usw... der Kleine hat sich ganz taff geschlagen beim aufstehen. Essen durfte er nichts weil mittags OP Termin war. Ich hab mich den vormittag über Dank der tatkräftigen Hilfe des Psychosozialen Teams vor Ort durch den gesamten Papierkram geschlagen: Haushaltshilfe, Schwerbehindetenausweis, Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung usw, alles ist vorbereitet und muss nur noch an die jeweiligen Stellen hier in der Stadt verteilt werden. Das ist eine grosse Erleichterung, die Haushaltsfrau (HH genannnt) kommt ab 29.12. zu uns.
So um 11:30 kam dann die Krankenschwester mit den Beruhigungsmitteln, der Kleine war so knuffich und hat gelallt und gelacht und fand es soooo toll, das er jetzt in den OP darf. Ich konnte bis zum Vorraum vom OP bei ihm sein, habe noch ein witziges Video mit dem Handy gedreht bevor er fest einschlief.

Bei der OP hat er einen ZVK bekommen, und es wurde eine Lumbalpunktion durchgeführt um festzustellen ob das Hirnwasser mit Krebszellen befallen ist. Alles in allem war die OP nicht so ganz einfach weil das Gewebe von der letzten OP schon etwas vernarbt war, er hat jetzt zwei kleine Schnitte auf dem Bauch, in einem steckt der ZVK und der andere verheilt sicherlich bald wieder. Insgesamt ging die OP 3 Stunden (statt einer), und danach mussten wir noch zwei Stunden im Aufwachraum warten. Der kleine hat sich dort viel übergeben und naja, ist halt alles nicht so toll dort. Von da aus gings dann direkt zum Röntgen, und so gegen halb 7 oderso ?!? waren wir dann wieder im Zimmer. Der Kleine ist dann auch bald eingeschlafen und erst wieder aufgewacht als der Pizzaboy da war. Leider durfte er aber nichts Essen weil noch keine Darmgeräusche zu hören waren, da war er echt sauer, das ist ja auch doof. Nunja, um 23Uhr ist er dann wieder eingeschlafen.

Viel schlimmer fand ich heute Abend das meine Grosse zu traurig war, und ich musste sie leider zum Schlafen nach Hause schicken, das tat uns beiden sehr weh und sie hat so geweint. :-( Am schönsten war heute das mein Schatz gleich ums Eck wohnt und wir immer mal wieder einfach bei ihm Zuhause, in geschützem Raum, eine kleine Auszeit und Abstand nehmen können.

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