Freitag, 30. April 2010

Nun ist es amtlich...


...unser neuer Feind heisst "chronische Polyarthritis" oder schlicht: Kinderrheuma.


Wir hatten heute unseren Termin beim Rheumatologen. Der hat den Zwerg ausführlich untersucht und Entzündungen beiden Knie- und Handgelenken gefunden, bei den Fingern war er sich nicht ganz sicher.


Nochmal kurz eine Zusammenfassung der Geschichte seiner reaktiven Arthritis, aus der nun die chronische Polyarthritis wurde: An Fastnacht waren wir mit tagelangem Fieber über 40°C und einem geschwollen rechten Knie mit deutlichem Erguss in der Kinderklinik. Der Befund lautete "reaktive Arthritis", die üblicher Weise von einem Infekt ausgelöst wird. Infekte hatte er ja schon immer reichlich, vor und nach der Stammzelltransplantation im Juli 2009. Er bekam Ibuprofen, aber es konnte keine Linderung damit erzielt
werden, ausser Magenschmerzen hat es nichts gebracht. Da eine reaktive Arthritis normalerweise innerhalb von wenigen Wochen ausheilt, haben wir also erstmal abgewartet. Der Erguss im Knie ging langsam zurück, aber das Knie war auch nach 8 Wochen immernoch
geschwollen und funktionsbeeinträchtigt. Dann, quasi
über Nacht, war plötzlich auch das andere Knie
betroffen. Ein weiterer Versuch mit Naproxen, was ähnlich wie Ibuprofen wirkt, hat keine Linderung gebracht. Ein MRT (Kernspintomographie) zeigte eine deutliche Innenhautentzündung der Kniegelenke auf beiden Seiten. Mittlerweile halten die Symptome über 3 Monate an, dazu kam ein Gewichtsverlust von 13,2 kg auf 12,8kg, die Bewegungseinschränkung wurde / wird immer deutlicher, ausgeprägte Abgeschlagenheit und mangelnde Ausdauer sind seither tägliche Begleiter.


Somit hat die reaktive Arthritis einen "neuen Namen", ein neues Gesicht, und eine neue , chronische, Geschichte. Für uns heisst das konkret: Medikamente nehmen,
wir fangen heute mit "Diclofenac" an, einem Medikament das bei rheumatischen Erkrankungen verabreicht wird. Ausserdem müssen wir eimal die Woche zur Krankengymnastik. Für die nächsten Wochen ist auf jeden Fall eine Punktion des linken Knies geplant, mit einer Injektion von Cortitoiden. Die Wirkung
davon hält maximal 8-12 Wochen an, danach wird er sehr warscheinich erstmal MTX bekommen. MTX ist ein Medikament das er auch schon nach der ersten Leukämie-erkrankung zur sog. "Erhaltungstherapie" bekommen hat. Es unterdrückt das Immunsystem, welches bei rheumatischen Erkrankungen ja ebenfalls
ursächlich an der Entstehung beteiligt ist.


Meine Stimmung ist nach der ganzen Unsicherheit in den letzten Wochen natürlich stark angeschlagen, wir hatten so endlos viele Termine, waren kaum zuhause,
mein Sohn kann sich mitunter kaum vorwärts bewegen, von alleine anziehen, essen, auf die Toilette gehen und ständigen Schmerzen aller Art mal ganz zu schweigen, mein Sohn ist derzeit ein Vollzeitjob. Dazu kommt als zusätzliche Belastung die schlechte Stimmung, die Mitunter zwischen beiden Kindern herrscht. Die
Große leidet natürlich darunter das sich alles immer
nur um den Kleinen dreht und bekommt jedes mal Panik wenn ich erwähne das "wir mal eben zur Klinik müssen" weil sie Angt hat das wir "dort wieder einziehen müssen". Aber nun weiß ich wenigstens wo wir dran sind, ich kann und werde mich auf die neue Situation, das neue Krankheitsbild einstellen, warscheinlich muss ich nochmal im Alltag so manches umstellen um meinen Kindern soweit es geht einen optimalen und möglichst
unbeschwerten Alltag bieten zu können.




3 Kommentare:

  1. Oh nein, du Arme! Sei ganz lieb umarmt,
    Tineli

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  2. Grüss Dich,
    das habt ihr wirklich nicht verdient, ich hoffe, jetzt wo ihr wisst, wie der Feind heißt, lässt es sich für Euch besser damit umgehen.
    Wegen dem Diclo, solltest Du, wenn er das auf Dauer bekommt, für ihn einen Magenschutz aufschreiben lassen, er hat ja eh schon Probleme ( ich kann von mir sagen, dass ich das Zeug nicht mehr nehme, weil ich sofort eine Magenschleimhautentzündung bekomme) ich hoffe, wir sehen uns bald mal wieder!
    lg
    andrea+mia

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  3. Ich bin durch Zufall über diesen Blog gestolpert. Als ich als junge Erwachsene mit aggressiv verlaufender rheumatoider Arthritis diagnostiziert wurde, habe ich das Medikamenten-Regime ca. zwei Jahre lang mitgemacht, dennoch an Schmerzen und schließlich an erheblichen Nebenwirkungen gelitten. Dann sah ich mich nach Heilungsmöglichkeiten um und fand sie schließlich. Seit über zehn Jahren bin ich, einschließlich der Rückbildung meiner Deformationen, geheilt. Wäre eins meiner Kinder heute von JRA betroffen, würde ich mit dem Büchlein von Frau Dr. Petermann über die Reisen des Käptn Nemo mit meinen Kids zusammen sanft und spielerisch in das Autogene Training einsteigen. Das lässt sich überall tun: im Wartezimmer beim Doc, im Krankenhaus, vor dem Einschlafen... Ich wünsche euch viel Mut und Erfolg!

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